Kennt Ihr schon das Büromonsterchen "Ulli Unordnung"?
Als mein Kollege Markus an einem Montagmorgen sein Büro betrat, hatte er ein mulmiges Gefühl. Der Stapel mit den Berichten vom Freitag war wie vom Erdboden verschluckt. Sein Schreibtisch sah aus wie ein Schlachtfeld: Stifte, Papierstapel und Kaffeetassen in einem chaotischen Durcheinander. Dabei war Markus sich sicher, dass er alles ordentlich abgelegt hatte – oder?
„Hmmm, wo ist nur diese Präsentation?“ murmelte er und begann, hektisch seine Unterlagen zu durchsuchen. Plötzlich hörte er ein leises Rascheln. „Wer ist da?“ fragte Markus laut, obwohl er wusste, dass niemand außer ihm im Raum war.
„Ich bin’s, hihihi!“ kicherte eine Stimme aus der Ecke des Raums. Markus spähte vorsichtig hinter den Papierstapel und traute seinen Augen kaum. Dort saß ein kleines, wuscheliges Wesen, kaum größer als eine Kaffeetasse. Es hatte zerzaustes Fell, einen Zettel am Kopf kleben und hielt triumphierend einen Kugelschreiber in der Hand.
„Wer bist du?“ fragte Markus irritiert.
„Ich bin Ulli Unordnung!“ rief das Büromonsterchen mit glitzernden Augen. „Ich sorge dafür, dass alles ein bisschen spannender wird! Keine Langeweile, keine Perfektion, nur das pure Abenteuer, deine Sachen zu finden!“ Es lachte schelmisch und sprang in einen offenen Aktenordner, wo es blitzschnell die Seiten vertauschte.
„Du bist schuld, dass ich meine Berichte nicht finde!“ rief Markus entsetzt.
„Natürlich!“ Unordnung hüpfte auf den Schreibtisch und kickte ein paar Stifte auf den Boden. „Wenn du einfach immer alles ordentlich ablegst, wo bleibt da der Spaß? Stell dir vor: Jeder Ordner wäre vollständig, jede Datei auf Anhieb auffindbar. Wie langweilig wäre dein Leben!“
Markus war nicht beeindruckt. „Das ist kein Spaß, das ist der reinste Horror!“ schimpfte er. „Ich brauche Struktur, um meine Arbeit zu erledigen!“
Das Monsterchen verdrehte die Augen. „Struktur ist für Anfänger. Aber gut, ich mach dir ein Angebot: Ich lasse deine Sachen in Ruhe, wenn du mich nicht ignorierst.“
„Was soll das heißen?“ fragte Markus skeptisch.
„Ich bin immer da, wenn du etwas achtlos liegen lässt, zu viele Aufgaben gleichzeitig anfängst oder dich weigerst, mal aufzuräumen. Aber wenn du dir angewöhnst, mich jeden Tag ein bisschen zu füttern – zum Beispiel mit fünf Minuten Aufräumen – dann bleibe ich friedlich in meiner Ecke.“
Markus seufzte. Fünf Minuten Aufräumen klangen nach einem fairen Deal, verglichen mit der täglichen Jagd nach verschollenen Dokumenten. Also fing er an: Jeden Abend räumte er seinen Schreibtisch auf, sortierte Unterlagen und legte alles an seinen Platz.
Unordnung blieb tatsächlich in der Ecke, wo es Papierkügelchen jonglierte und zufrieden vor sich hin murmelte. Und wenn Markus mal wieder die Ordnung vernachlässigte, tauchte es sofort auf, verwandelte den Schreibtisch in ein Chaos und grinste: „Du weißt, was zu tun ist!“
So wurde aus Markus und Unordnung eine ungewöhnliche Bürogemeinschaft. Und obwohl das Monsterchen manchmal immer noch für Verwirrung sorgte, war klar: Mit ein bisschen Disziplin ließ es sich zähmen – zumindest meistens. (AMW)_büroprofi Deutschland
